Ein Sommerfest für einen Gaukler
Im Innern des Wagens herrschte ein kühles Lüftchen, doch außerhalb dessen war es kaum auszuhalten. Die Hitze stand wie eine undurchdringbare Wand in der Luft. Mein Freund Thorsten hatte frei und begleitete mich auf diesem besonderen Ausflug. Denn es stand eine für mich außergewöhnliche Veranstaltung an. Die Autorin Karin Buchholz sollte ihr neuestes Buch veröffentlichen und ich war damit beauftragt, die Party zu begleiten. Geplant war ein rauschendes Sommerfest im Herzen von Buchholz in der Nordheide, samt Gaukler, Pantomime, Bürgermeister und vielen lieben Gästen. Und genau das wurde es auch - ein Fest mit guten Freunden, neuen und alten Bekannten und einer besonderen Begegnung.
Aber spulen wir nochmal etwas zurück.
Eine Figur mitsamt seiner Geschichte entstand wie von selbst in Karins Kopf und wollte zum leben erweckt werden. Jakob, die Hauptfigur in dieser Geschichte, hatte sie genau vor Augen und begleitete ihn bis ins höhere Alter. Die Geschichte stand bald Schwarz auf Weiß und schon ging es los mit den Planungen für eine ganz besondere Buchveröffentlichung - sie sollte magisch werden, wie die Geschichte selbst. Für den gewissen Zauber sollten ein Gaukler und ein Pantomime sorgen. Das Schicksal nahm die Suche selbst in die Hand und so begegnete der Autorin Johannes Arnold. Als hätte sie die Geschichte um ihn herum entstehen lassen, entsprach er doch genau dem Gedankenbild von ihrem Jakob - eine besondere Begegnung, wenn Fantasie wahrhaftig wird. Bald trudelte die Geschichte mit frischer Druckerschwärze ins Haus. Die Book-Launch-Party konnte losgehen.
Und da standen Thorsten und ich, auf einem Parkplatz, gegenüber der Party. Wir stiegen aus und es traf uns der Hitze-Hammer. Reihum kamen die Gäste, die Terrasse füllte sich, nur ins Innere wollte niemand so recht und wenn dann schnell wieder raus. Im größten Raum stand eine kleine Bühne. Einzelne Spots sollten die Gastgeberin und ihre Gastredner ins rechte Licht rücken. Nur blöd, dass diese auch noch zusätzlich Wärme ausstrahlen, als ob es nicht schon heiß genug gewesen wäre. Der Saal füllte sich, trotz der Hitze waren doch alle gespannt was sie heute erwarten wird. Karin Buchholz eröffnete das Event mit einer schwungvollen Rede. Sie hatte alle mit ihren ersten Worten gepackt, alle lauschten ihr aufmerksam - und ich transpirierte ohne Gnade. Unglaublich, ich hatte ein leichtes Sommerkleid an (weniger kann man nicht am Körper tragen, außer man springt in die Wellen) und mir lief einfach so das Wasser von der Stirn bis in den Ausschnitt- und das auch wenn ich nur so dastand. Unser aller großes Glück war es aber, dass Karin eine begnadete freie Rednerin ist (ich würde ihr auch an den Lippen kleben, wenn sie die Bedienung einer Waschmaschine erklären würde). Die Feier nahm ihren Lauf, es wurden viele schöne Anekdoten zum besten gegeben, schöne Worte an Karin gerichtet und dies alles wurde dann auch noch mit einer kurzen Lesung gekrönt, zu der Johannes der Gaukler Karin mit seinen Jonglage-Künsten zur Seite stand.
Nach dem Auftakt waren wir alle heiß auf Wasser, Wasser, noch mehr Wasser und - den Gaukler. Während die einen Gäste Karin Buchholz´s neues Buch stapelweise an sich nahmen, weitere Geschichten kauften und von der Autorin signieren ließen, stürmten die anderen ins Freie und setzten sich unter die großen weissen Sonnenschirme. Weißwein und Bratwurst, Bier und rote Kirschen. Was für ein schöner Nachmittag.
Wenn ihr nun auch gespannt seid, wer Jakob ist und was die roten Kirschen mit seiner Geschichte zu tun haben, dann schaut doch mal auf ihrer Website vorbei und stöbert durch ihren Fundus an Geschichten, die bewegen.
Ich kann euch sagen, das war toll. Ich will noch mehr solcher Veranstaltungen. Doch hab ich mir sagen lassen, dass es meist nicht so besonders ist, wie es dieses Fest war...
Karin, wenn du dies liest: WANN KOMMT EIN NEUES BUCH??????
PS: Es ist so schön, wenn der eigene Freund dabei ist und immer mit einem kalten Glas Wasser auf einen wartet. :)
Der Gaukler, ein Titel unter dem man sich direkt eine altertümliche Geschichte aus dem Mittelalter vorstellt- zumindest ging es mir so. Sie ist aber doch das genaue Gegenteil. Diese Geschichte bewegt, und ich würde mal behaupten, dass sich jeder, der dieses Buch in die Hände bekommt, darin wiederfinden kann. Es handelt von Träumen, Zielen die unerfüllt bleiben, in einem schlummern und nur darauf warten, aus einem hervor zu sprudeln und zu wachsen. Die eine Passion, die jeder von uns in sich trägt, doch meist nicht wahrnimmt, vielleicht sogar unterdrückt. Zu oft werden wir von unserer Umwelt beeinflusst, Dinge erst gar nicht in die Hand zu nehmen, die uns eigentlich am Herzen liegen. Wir lassen Träume Träume sein und ersticken sie bereits im Keim ohne sie überhaupt ausprobiert zu haben, obwohl sie vielleicht ein Ziel werden könnten. Vom Ziel zum Lebensinhalt - vom Lebensinhalt zum erfüllten Leben - arbeiten fühlt sich nicht mehr wie arbeiten an, es ist zum Leben selbst geworden.
Die Geschichte vom kleinen Jakob, den man bis ins Alter begleitet, ist ergreifend und zugleich macht diese Geschichte nachdenklich. Ich denke, dass sie in jedem Leser am Schluss ein anderes Gefühl hervorruft. Abhängig davon ob große unerfüllte Wünsche in einem schlummern oder man sich bereits getraut hat, diese umzusetzen. Im alltäglichen Dunst des Arbeitens verliert man manchmal den Blick für das Schöne und die kleinen Dinge. So hat mich diese Geschichte zum einen wieder daran erinnert, welches Glück ich habe, meinen Traum zu leben und zugleich auch, meine neuen Ziele unbedingt zu verfolgen.
Ist es doch so, dass wenn wir einmal gen Himmel schauen, uns nicht an die tolle Handtasche oder das teure Auto erinnern und uns darüber freuen, sondern an die schönsten Momente oder auch die ungelebten Momente, die wir haben verstreichen lassen, zurückblicken. Wir haben die Wahl - ob wir am Ende unseres Lebens mit erfülltem oder sehnsüchtigem Blick zurückschauen.
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