Es geht weiter! Der zweite Teil der außergewöhnlichen Hochzeit von Isa & Sammo
Vor der Kirche angekommen trudelten auch die anderen Gäste langsam ein. Sammo war noch nervöser als zuvor und die indonesische Familie, die mit 43 Mann für dieses besondere Ereignis eingeflogen war, wurden nun auch ganz kribbelig. Der Priester erschien und bat die Gesellschaft sich langsam ihre Plätze zu suchen. Kaum waren sie in der Kirche verschwunden kam auch Isa vorgefahren. Ihre Mutter brachte nun den (wirklich) langen Schleier und Isa´s Friseur tausche diesen gegen den ersten Schleier aus. Noch etwas Haarspray zum fixieren, ein neuer Strauß und Isa war bereit für den Höhepunkt des Tages. Als die Orgel einsetzte, die Gäste verstummten und sich gespannt gen Eingang wendeten, trat Isa ein und wurde von ihren zwei Vätern zum Altar geleitet.
Zwei Väter? Ja, ihr leiblicher und ihr Ziehvater. Beide liebt sie gleichermaßen und konnte somit keine Wahlen treffen. So mussten beide dieses besondere Amt übernehmen und haben es damit zu etwas ganz besonderem gemacht. Der Priester hielt seine Reden, sehr katholisch (der erste Moment in dem ich begriff, das es doch einen recht großen Unterschied zwischen dem Evangelium und den Katholiken gibt).
Dann erklangen zarte Töne eines Klaviers, auf die eine unfassbar schöne und volle Stimme erklang. Isa´s Freundin, so klein und zart sie mir beim Getting Ready erschien, erfüllt das ganze Kirchenschiff mit ihrer Wahnsinnsstimme und das ohne Mikrofon. Ich bekam Gänsehaut und das Brautpaar sah sich innig in die Augen. In diesem Moment war ich mal wieder zu tiefst dankbar, dass ich keinen Bürojob habe, sondern wahrhaftige Momente im Leben interessanter Menschen begleiten darf.
Sammo´s Mama und Isa´s Stiefvater traten nach vorn und hielten eine Rede. Ich denke mal, dass beide ungefähr das gleiche erzählten, nur das Sammo´s Mutter auf Indonesisch für die Familie sprach. Isa und Sammo steckten sich die Ringe an und es folgte ein langer Kuss, in dem alle Gefühle, die auf die beiden einströmten aufeinander trafen. Die Mütter waren ergriffen und ein paar Freudentränen liefen ihnen über die Wangen. Isa und Sammo gingen durch die Reihen, hinaus ins Freie und auf dem Kirchhof wartete schon Gläser voller Sekt. Ausgelassen und glücklich wurde hier gefeiert, Kinder spielten, Freunde und Familie wahren einfach losgelöst.
Sammo kam auf mich zu und fragte ob wir vielleicht doch ein paar Gruppenfotos machen könnten, eigentlich wollte das Brautpaar keine, aber seiner Mama wären diese doch sehr wichtig. Na klar, das kann ich verstehen, sind doch so viele extra aus Indonesien angereist und wer weiß wann sich alle gemeinsam wieder auf einem Fleck befinden werden.
Am liebsten wären ihr die Fotos in der Kirche vor dem Altar. Ok, dass ist dann doch eine kleine Herausforderung, da es in Kirchen meist recht dunkel ist. Also gut, ich machte mich auf in die Kirche und wollte alles für die Fotos vorbereiten, während er die Familie zusammen trommelt.
Ich ging also hinein, schlängelte mich durch das angelehnte Tor, welches sich im Gang der Kirche befand und erreichte grade noch die ersten Sitzreihen. Da erklang ein scharfer Pfiff und halte durch die Kirche. Während ich mich umdrehte, fragte ich mich, wer denn auf diese merkwürdige Idee kam, solch eine Unruhe und schon recht negative Geste in einer Kirche von sich zu geben. Da entdeckte ich hinter mir einen anderen Priester, der Wutschnaubend seinen Kopf aus dem Beichtstuhl steckte und mich böse anfunkelte.
Der ein oder andere, der die katholische Kirche kennt, kann sich jetzt vorstellen weshalb dieser Herr so aufgebracht war. Ich für meinen Teil, war allerdings höchst überrascht und konnte mir nicht vorstellen dass er mich grad meinte. Ich ging langsam auf ihn zu, als er plötzlich platzte, rot anlief und mir entgegen brüllte: „Können Sie nicht lesen!!!!!!!???“ Ok, jetzt verstand ich wirklich nichts mehr. Ich blieb ruhig, versuchte zu entschlüsseln was er meinte und ging weiter langsam auf ihn zu. „Sprechen Sie kein Deutsch???!!!!!??“ Ah, ich glaube, da hat jemand einen extrem schlechten Tag. Ich bleibe einige Meter vor ihm stehen, sicher ist sicher: „Ich spreche Deutsch und lesen kann ich auch. Allerdings verstehe ich Sie trotzdem nicht.“ Er hatte anscheinend nicht wirklich vor mich aufzuklären, was ihm quer lag, denn er antwortete nun mit pulsierenden Schläfen: „Sprechen Sie Deutsch!!!???“ „Ich denke schon. Verstehen Sie mich denn nicht?“ Und dann war alles vorbei, aber ich glaube es wäre egal gewesen, was ich antworte: „WIR HABEN BEICHTE!!!!!!!“
Ah, ok. Und was heißt das? In meiner Welt gibt es so etwas wie eine Beichte nicht, außerdem wusste ich auch nicht, dass dann das betreten der Kirche untersagt ist, mal ganz davon abgesehen, dass er da ganz allein in seiner Höhle saß und sich niemand außer uns beiden in dieser Kirche befand. Das alles habe ich natürlich nur gedacht, aber fragte ihn dann: „Heißt es nicht eigentlich Frieden und Liebe für alle? Gott selbst ist doch die Liebe, oder? Dürfen Sie als Priester in diesem Gotteshaus überhaupt so schreien und sich so aufführen?“ Er hätte mich in diesem Moment wahrscheinlich am liebsten eigenhändig erwürgt, stattdessen schnaufte er nur hörbar, verzog sein Gesicht verächtlich und ließ den samtenen Vorhang geräuschvoll zufallen. Ich ging in Richtung Ausgang, als dessen Tür aufging und ca. 50 Menschen hereinlaufen wollten. Ich eilte zu ihnen und rief im Flüsterton, dass wir leider nicht herein dürfen. Isa schaut mich an und sagt: „Ach so. Ist Beichte?“ Ja nee, ist klar..... :D
An der frischen Luft versuchte ich mich abzuregen und das nicht sehr schöne Erlebnis von eben zu verdrängen. Ich fing mit den ersten Gruppenfotos an und nach einer kurzen Weile, hatten mich all diese liebevollen und glücklichen Menschen mit ihrer Energie wieder angesteckt. Zum Glück sind auf Hochzeiten immer nur fröhliche Menschen!
Unser nächstes Ziel war das Schloss, in dem die Feier stattfinden sollte. Für die Gäste die ohne Auto zur Hochzeit gekommen sind wurde ein Oldtimer-Bus vorgefahren. Ich setzte mich direkt hinter den Fahrer, breitete meine Taschen aus und war absolut selig endlich einmal sitzen zu können.
Freunde des Paares bildeten den „coolen, lauten Club“ ganz hinten. Kennt ihr das? Das war doch schon zu Schulzeiten so, dass die die hinten sitzen immer am lautesten sind und meistens ihre eigene Party veranstalteten, egal ob es was zu feiern gibt oder nicht. Ich drückte auf den großen blau leuchtenden Knopf an meinem Laptop um ihn einzuschalten. Die Familie der indonesischen Seite gesellte sich langsam zu uns in den Bus und bald waren alle Plätze ausgefüllt und der Busfahrer schloss die Türen, legte den ersten Gang ein und drückte auf Play. Und ich dachte ich soll sterben. Aus kleinen externen Boxen, die neben der Eingangstür aufgestellt waren, plärrte Lollypop.
Darauf folgte ein Lied das ich nicht verstand, aber wirklich jeder gleich an der Melodie erkannte: Auf der Mauer, auf der Lauer.... auf indonesisch. Ich muss zugeben, wenn man ausgelassen feiert und einen Pegel von ca. 1,0 hat, dann ist das bestimmt lustig. Denn auf einmal sang der ganze Bus das Lied in zwei verschiedenen Sprachen laut mit.
Hinten wurden immer mehr Sektflaschen gelehrt, während ich die ersten Fotos des Tages sicherte. Wir fuhren einen kleinen Umweg zum Schloss, damit die weit Angereisten, eine kleine Sightseeingtour bekamen. Die Stimmung war auf dem Höhepunkt, ich saß mitten in einem Partybus, immer wieder wurde die Musik lauter gedreht und da ich ja leider ganz vorne saß, hörten sich die Oldies für mich an wie Rammstein. Das Brautpaar und einige andere Gäste fuhren vor uns in einer Kolonne, als einer der Gäste aus dem Bus nach vorne kam und den Busfahrer fragte ob wir kurz anhalten könnten, denn es wären hinten einige Mädels die ziemlich dringend auf die Toilette müssten.
Genau in dem Moment sahen wir wie das Brautauto blinkte und auf eine Tankstelle fuhr. So standen wir mitten in einem Dörfchen mit mehreren Autos und einem Oldtimer-Bus und blockierten fast die ganze Tankstelle. Wir hätten eigentlich nur noch 10-12 Minuten bis zum Schloss gebraucht, nun standen ca. 34 Menschen vor einer Toilette (mehr gab es nicht auf dieser Tankstelle) Schlange. Sehr, sehr witzig! Die Braut wurde von ihrem Mann mit Schokolade versorgt und nach, ich weiss nicht genau, ca. 25 Minuten ging die Fahrt weiter. Im Schloss wurden alle schon sehnsüchtig erwartet. Nicht nur vom Personal und der Planerin, sondern auch von Isa´s Schwester, die mit ihrer Freundin erst noch den Hund Heinrich nach Hause gebracht hatte und somit nicht wusste wo wir alle stecken.
Das Schoss war ein Traum. Der Saal ist übersät von Wandmalereien in hellen grün und beige Tönen und passend dazu sind die Tische mit rosafarbenen Blumenarrangements und die Stühle mit großen rosa Schleifen verziert. Die Gäste wurden mit Apparatives im Eingang empfangen und so hatte ich die Gelegenheit den festlich geschmückten Saal in seiner vollen Pracht zu fotografieren, solange die mühevoll arrangierten Elemente noch unberührt und perfekt drapiert waren. Den Veranstaltern war es sehr wichtig, dass das Paar als erstes den Saal betrat und ihn wirken lassen konnten. Ein perfektes Motiv für die Reportage. :)
Die Familie und Freunde waren begeistert von dem Ambiente und machten es sich direkt auf ihren Stühlen gemütlich. Isa, Sammo und ich machten uns auf in ihr Zimmer um dort ein paar Portraits von den beiden zu machen. Auch hier stimmte wieder alles. Ein königliches Schlafgemach bestehend aus zwei Räumen und wunderschön verzierten Möbeln. Der Schlossgarten diente uns als zweite Location und nach 20 Min. hatten wir eine Reihe von wirklich schönen Bildern im Kasten. Die Party konnte also weitergehen.
Ich saß in mitten der Gäste und freute mich über den ersten Gang. Dies war für mich das erste richtige Essen an diesem Tag. Im Bus hatte ich ein trockenes Brötchen gegessen, das habe ich immer dabei, falls es mal eine Gelegenheit geben sollte in der ich kurz zur Ruhe komme. Ich genoss mit den anderen das Essen und meinen Rotwein. Es herrschte eine ausgelassene und fröhliche Stimmung, Sammo schwang seine Rede und es folgten noch weitere, zwischen den Gängen. Im anliegenden Raum hatte der DJ seinen Pult aufgebaut und spielte leise Hintergrundmusik. Alles an diesem Tag war wunderschön und so ziemlich wie geplant gelaufen.
Während des Essens, gab es einige Technische Macken der Boxen, die knackten oder rauschten ganz gerne mal sehr laut. Aber als Isa alle Singleladys auf die Tanzfläche rief, um den Strauß zu werfen, sollte der DJ Singleladys von Beyonce spielen, mussten wir feststellten, dass er dieses Lied leider nicht besitzt. Naja, dann spielte er eines von dem er überzeugt war und es erklang eine melancholische Schnulze (ich weiss leider nicht mehr welches Lied es war). Isa warf den Strauß und dieser wurde grade noch gefangen, von einer ihrer Freundinnen, die nun über beide Wangen strahlte. :) Die Party kam in Schwung und gegen 22:30 habe ich mich langsam verabschiedet.
Das war ein wirklich langer, aber unglaublich schöner Tag. Mein Freund und eine Freundin von mir warteten bereits auf dem Parkplatz. Ich stieg ins Auto, zog sofort meine schicken Schuhe aus und ersetzte sie gegen meine Lieblings Chucks, ließ mich in Thorstens Arme fallen und war einfach nur unendlich glücklich.
Anzug Zegna | Kleid SOTTERO-MIDGLEY | Friseursalon Aristocutz | Papeterie Design Pixelchen&Karton
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Aileen (Dienstag, 08 März 2016 10:51)
Hallo, hier schreibt die Sängerin :) Isa hat mir deinen Blog gezeigt. Vielen, vielen Dank für diese berührende Erwähnung. Es freut mich, dass ich dich berührt habe :) Leider habe ich selbst von der Stimmung wenig mitbekommen, weil ich auf der Empore war. Umso schöner, dass du es alles festgehalten hast. Die Fotos sind wirklich wunderschön!
Auch spannend, die Hochzeit aus einer anderen Sicht zu sehen.
Liebe Grüße,
Aileen